Braucht es eine Männerbewegung?

Früher war alles einfacher. Besser sagen manche. Vor allem bei den Geschlechtern. Der Mann war physisch, stark, mutig, sorgte für den Unterhalt der Familie und beschäftigte sich mit der Öffentlichkeit. Die Frau war psychisch, liebevoll, gefühlsbetont, anmutig und für Haushalt und Kinder verantwortlich. Außerdem war Mann aktiv und Frau passiv. Mit der Emanzipation der Frau änderte sich das. Immer mehr beanspruchte Frau die Eigenschaften des Mannes. Sie wollte auch mutig und selbstbestimmt sein. Heute steuert sie Flugzeuge, dient an der Waffe, leitet große Unternehmen wie GM und raubt als Spielzeugfigur in Kinderzimmern Banken aus. Wäre es da nicht an der Zeit, dass Männer auch die Attribute der Frau übernehmen? Nein, wenn es nach manchen Journalisten geht.

Zunächst steht im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland in Artikel drei: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“  Gleichberechtigung ist also die Gleichheit und Gerechtigkeit  von beiden Geschlechtern, Chancengleichheit so zu sagen. Sie ist eines der höchsten Güter unseres Rechtsstaats. Es sollten Frauen den Männern und Männern den Frauen angeglichen werden. Doch bisher wurden nur Frauen den Männern angeglichen. Ein paar Zahlen aus der Statistik. Drei Viertel aller Obdachlosen, zwei Drittel aller Förderschüler, 93% aller Täter in Tötungsdelikten und zwei Drittel aller Opfer von Gewalt sind männlich. Der Mann steckt in einer schweren Krise.

Die Probleme fangen schon im Kindesalter an. Als kleiner Junge fällt es schwer, außerhalb des Elternhauses auf männliche Vorbilder zu treffen, da nur 6% aller Erzieher und 13% aller Grundschullehrer männlich sind. So kommt es zu fehlender Erziehung, Jungen werden öfters verhaltensauffällig und beginnen mit ersten kleineren Delikten. Allgemeiner Kanon der Öffentlichkeit: Diese halbstarken Rowdys brauchen, verdienen kein Mitleid. Unter diesen Voraussetzungen besteht für diese Jugendlichen wenig Hoffnung, von der Gesellschaft nicht vergessen zu werden, da außerdem die klassischen Disziplinierungsanstalten wie Armee, Kirche und Fabrik immer mehr an Bedeutung verlieren.  Jungen haben oft einen niedrigeren Bildungsstand als Mädchen. So machen in Deutschland 38% der Mädchen aber nur 29% der Jungen das Abitur und mehr Jungen als Mädchen brechen die Schule ab. Dazu kommt, dass zwei Drittel der im Krankenhaus wegen Alkohol behandelten Jugendlichen männlich sind. Kein guter Start ins Leben als Mann.

Das Wesen des modernen Mannes erkannte schon 1984 Herbert Grönemeyer im Lied „Männer“  auf unverwechselbare Art und Weise.  In diesem beschreibt er Männer zwar als liebevoll, physisch stark und zärtlich, aber auch oberflächlich und dümmlich. Dort heißt es unter anderem „Männer weinen heimlich“. Während Frauen oft über ihre Gefühle sprechen und dies auch von ihrem Mann verlangen, gilt aus männlicher Sicht nur eins. Schäme dich deiner Niederlage, keiner kann dir helfen, mit den Konsequenzen musst du alleine fertig werden. Wobei schwule Männer dieses Image im Dunstkreis der Emanzipation abgestreift haben. Sie können beziehungsweise dürfen liebevoll und anmutig sein. „Du Schwuchtel“ gilt auf vielen deutschen Schulhöfen als Beleidigung für einen gefühlsbetonten Jungen.

Daraus folgt: Heterosexuelle Männer dürfen nicht empfindsam und schwach sein. Von ihnen wird erwartet, wie ein Krieger, stark und mutig zu sein. So braucht es bei Frauen neun Monate, bis zur Erkennung psychischer Probleme, bei Männern 70.

Nach wie vor sterben Männer fünf Jahre früher als Frauen. Trotz deutlich weniger körperlich anstrengender Arbeiten. Wenn Frauen dem Schlankheitswahn verfallen wird ein Schuldiger gesucht. Meistens ist dieser in den Medien mit dem ungesunden Vorleben falscher Ideale, wie zum Beispiel Germanys Next Top Model gefunden. Wenn ein Mann den ganzen Tag auf der Couch sitzt, raucht, trinkt und sich von Tiefkühlpizza ernährt heißt es schnell: Selber schuld. Der legt es ja drauf an, Lungenkrebs und Diabetes zu bekommen. Ein Mann darf nicht Versagen. Dadurch entwickelt sich auch die Gier nach höheren Positionen im Job und mehr Geld. Traurige Folge dieser Entwicklung: In jeder Altersstufe begehen Männer dreimal mehr Suizide als Frauen, während Frauen mehr Suizidversuche unternehmen. Frauen wollen sich mitteilen, Männer sehen keinen Ausweg mehr. Gibt es zu wenig Hilfsangebote? Wurde der Mann schlicht vergessen?

In der Familie haben die Frauen das sagen. Zwei Drittel aller Scheidungen gehen von der Frau aus. Und während Frauen sich in ihrer neuen Rolle, die sowohl aus Beruf als auch Haushalt besteht, sehr wohlfühlen, sind sie was die Einbindung des Mannes angeht, konservativ. Dieser muss mindestens eines der folgenden drei Attribute erfüllen. Ein bisschen größer, ein bisschen älter, ein bisschen erfolgreicher sollte der Gemahl schon sein. So heiraten 30% der Männer in niedrigere Bildungsschichten, aber nur 9% der Frauen. Und auch das umgedrehte Rollenbild, also der Mann bleibt zu Hause und die Frau geht arbeiten stößt bei Männern auf mehr Gegenliebe als bei Frauen. Auch arbeiten Väter im Schnitt zwei Stunden mehr als ihre kinderlosen Pendants. Und trotz Elternzeit die für beide Elternteile beanspruchbar ist, nehmen die meisten Männer diese nur für zwei Monate in Anspruch. So bleibt Frau Herr im Haushalt.

Dem Mann bleibt nur die Realitätsflucht. Auch die Frau hat dies zu ihren schweren Stunden schon getan. So träumten die Frauen in den 80ern davon, selbstbewusst, heldenhaft und stark zu sein. Wie ihre Männer eben. Filme wie Star Wars mit Prinzessin Leia oder Alien mit Ellen Ripley inspirierten eine ganze Generation von Mädchen. Heute sehnt sich Mann nach zwei extremen. Zum Einen der alten, einfachen Zeit, vertreten vor allem durch den allgegenwärtigen Gangsterrap und Videospiele wie GTA 5, in dem man(n) schnelle Autos fahren, nervige Passanten erschießen und sich am Schießstand austoben kann. Männerkitsch. Fast so wie Soap Operas für Frauen. Zum Anderen gibt es die tiefgründigen Werke, deren Männer mehr sind als tätowierte Muskelprotze, die immer einen coolen Spruch auf Lager haben. In Guardians of the Galaxy darf der Protagonist neben wilden Ballereien auch gedankenversunken ein Lied hören, oder um ein Familienmitglied weinen. Auch ist hier die Motivation nicht die Rettung der namensgebenden Galaxie, sondern die Suche nach den eigenen Eltern.  Hier entdeckt Mann plötzlich die Gefühlswelt. Sonst eher Kernkompetenz der Frau.

Höchste Zeit, dass Mann sich von dem alten Stereotyp emanzipieren. Auch mal schwach sein darf. Ohne Vorwurf des Revanchisten, Antifeministen und Stehengebliebenen seine Probleme offen ansprechen darf. Lange wurde die Frau unterdrückt. Sie hat in den letzten Jahren viel gewonnen. Bei Problematiken wie dem Gender Pay Gap auch noch nicht genug. Jedoch gilt die Regel des Geschlechterkampfes. So viel das eine gewinnt, verliert das andere. Langsam muss man von der Förderung der Frau abkehren und es sich als Ziel setzen, das Gleichgewicht zwischen Mann und Frau zu halten.

 

Quellen

https://www.oecd-ilibrary.org/docserver/54474647-de.pdf?expires=1548193831&id=id&accname=guest&checksum=216B82EB241644E3C2B4231B33B34119

https://www.welt.de/debatte/kommentare/article187421714/Jan-Kalbitzer-Jungs-drohen-zu-den-neuen-Maedchen-zu-werden

https://www.zeit.de/2014/02/maenner-krise-maennerbewegung

https://de.wikipedia.org/wiki/Geschlechterrolle

https://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Arbeitsmarktberichte/Berufe/generische-Publikationen/Kindererziehung.pdf

 

VON MITCH BACON

2 Replies to “Braucht es eine Männerbewegung?”

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