Schulen sind längst nicht mehr nur Orte zur reinen Wissensvermittlung. Neben ihrem zentralen Bildungsauftrag legen viele Schulen heute auch großen Wert darauf, ihren Schülern Inhalte wie Nachhaltigkeit, soziale Verantwortung und andere gesellschaftliche Werte zu vermitteln. Dabei unterstützen sie Schülerinnen und Schüler, die sich ehrenamtlich engagieren und einbringen — so auch das Schwalmgymnasium und dessen Lehrkräfte.
Auch im vergangenen März zeigte das Schwalmgymnasium dies wieder, indem es zwei Schülerinnen bei der Teilnahme am 199. jugend presse kongress unterstützte. An diesem erlebnisreichen Wochenende konnten Rosalie Raasch und Lea Stenzel erste Einblicke in die Arbeit von Profi-Journalisten gewinnen und diese Erfahrungen auch gleich bei Interviews und Gesprächen mit Experten zu Themen wie Nachhaltigkeit und Mobilität, Generationen-gerechtigkeit, Verlässlichkeit und Nachhaltigkeit in der privaten Krankenversicherung sowie zu den SDGs (Abkürzung für Sustainable Development Goals, zu Deutsch: Ziele für nachhaltige Entwicklung) einsetzen. Aber auch innerhalb der Schule vermittelt das Schwalmgymnasium die oben genannten Themen. Vor allem die Nachhaltigkeit und der Umweltschutz spielen dabei eine wesentliche Rolle. Diesem Thema hat sich Frau Neiber, Umweltbeauftragte des Schwalmgymnasiums und seit vielen Jahren Leiterin der Umwelt-AG, mit großem Erfolg angenommen, und das mit sehr großem Erfolg. Nun schon seit 15 Jahren kann sich das SG Umweltschule nennen, eine alle zwei Jahre verliehene Auszeichnung des Hessischen Kultus- und Umweltministeriums für das besondere Engagement einer Schule bei der Umsetzung der Bildung für nachhaltige Entwicklung.
Wie kommt es zu diesem bemerkenswerten Erfolg und welche Rolle spielt dabei die Einhaltung der SDGs? Auf diese Fragen hat Frau Neiber die folgenden Antworten.
Welche Rolle spielen denn die SDGs bei dem Titel Umweltschule?
Frau Neiber erklärt, die SDGs spielten schon seit ihrer Verabschiedung im Jahr 2015 durch die Vereinten Nationen eine große Rolle bei den Umweltschultreffen, bei der Bewerbung zur Umweltschule würden diese jedoch erst seit 2020 berücksichtigt. Dabei würden die Projekte oft den Umweltschutzbereich, etwa „Maßnahmen zum Klimaschutz“, „Leben unter Wasser“ oder „Nachhaltiger Konsum und Produktion“ berühren. In den sozialen Handlungsfeldern der SDGs wie „Weniger Ungleichheiten“, „Geschlechtergleichheit“ und „Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen“ hätten wir noch Ausbaupotential.
Wie schafft das Schwalmgymnasium es, immer wieder Umweltschule zu werden, was steckt dahinter?
Vor allem die Unterstützung der Schulgemeinde sei ausschlaggebend für diesen Erfolg, berichtet Frau Neiber. Es gebe ein großes Engagement von Schülerinnen und Schülern, bspw. in der Umwelt- und Schulgarten-AG. Außerdem unterstütze die Schulleitung die Projekte mit Zeit, Raum und finanziellen Mitteln. Auch kreative und vielseitige Ideen aus der Schulgemeinde trügen dazu bei.
Gibt es Projekte am SG, die auf die Umsetzung der SDGs abzielen?
Laut Frau Neiber habe es in der Corona-Zeit ein Tomatenprojekt gegeben, bei dem die Umwelt-AG versucht habe, zu allen der 17 SDGs Projekte rund um das Thema “Tomaten” zu entwickeln. Normalerweise stünden aber eher die Projektideen im Vordergrund, danach schaue man erst, zur Umsetzung welcher SDGs ein Projekt beitragen könne.
Wie motivieren Sie die Schulgemeinde, sich an den Projekten zu beteiligen?
Frau Neiber betont, dass positive Motivation entscheidend sei. Man dürfe nicht mit dem erhobenen Zeigefinger auf andere Menschen zugehen und ihnen sagen, was sie alles falsch machen würden. Stattdessen müsse man aufklären und Projekte schaffen, die auch für sie positiv seien und sie somit motivieren, mitzumachen und sich für Nachhaltigkeit einzusetzen.
Was motiviert Sie ganz persönlich, sich für Nachhaltigkeit und die SDGs einzusetzen?
Frau Neiber motiviere besonders der Gedanke, dass wir nur einen Planeten haben, auf den wir achten müssten. Sie hebt hervor, dass man nicht auf andere warten sollte, die sich für Nachhaltigkeit und die Umsetzung der SDGs einsetzten, sondern selbst aktiv werden und kleine Ziele in die Tat umsetzen sollte. Denn wenn jeder kleine Schritte gehe, könne das viel bewirken.
Gibt es auch Herausforderungen bei der Umsetzung von Nachhaltigkeit und den SDGs am Schwalmgymnasium?
Die Umsetzung von Nachhaltigkeit und den SDGs sei aufgrund von vielen Regeln und Vorschriften stellenweise schwierig. Außerdem müsse der Unterricht natürlich an erster Stelle stehen, was Frau Neiber manchmal bedauert, denn solche Projekte, bei denen man sich gemeinsam engagiert und etwas erreicht, hätten oft einen größeren Mehrwert als eine einzelne Unterrichtsstunde. Die Belastung von Lehrkräften mit zahlreichen anderen Aufgaben würde häufig dazu führen, dass für diese Zusatzaufgaben wenig Zeit bleibe. Um sich stärker diesen Themen widmen zu können, wünscht sich Frau Neiber weniger Bürokratie und weniger Belastung durch andere Aufgaben.
Was würden Sie anderen Schulen empfehlen, die Umweltschule werden wollen?
Der Austausch und Kontakt mit anderen Schulen sei sehr wichtig, um neue Projekte zum Laufen zu bringen. Um dies zu vereinfachen, sei bereits eine Datenbank geplant, in der man die Schulen und deren Projekte einsehen könne. Auch der Kontakt mit Institutionen und außerschulischen Experten sei förderlich, um auch Projekte außerhalb der Schule umsetzen zu können.
Gibt es Ziele oder Projekte, die Sie in Zukunft noch gerne umsetzen würden?
In der Zukunft seien viele neue Projekte geplant, die oft fast schon organisch aus früheren entstehen, wie zum Beispiel das Projekt “Baumgeflüster”. Bei diesem seien aus dem ersten „Baumgeflüster“ weitere, immer größere und außerschulische Baumgeflüster-Projekte erwachsen, welche von Partnern, wie der Stadt und dem Förderverein Kulturlandschaft Schwalm e.V., unterstützt werden. Demnächst seien Kooperationen mit weiteren Partnern und ein Besuch im Tierheim geplant.
Das Gespräch mit Frau Neiber hat deutlich gemacht, dass hinter dem Titel „Umweltschule” viel mehr steckt als nur ein Schild an der Wand. Echte Projekte, viele Ideen und vor allem der Einsatz von vielen, die zu diesem beeindruckenden Erfolg beitragen. Dennoch sollte der Titel Umweltschule noch nicht das Ende sein. Damit auch zukünftige Generationen in einer gesunden und lebenswerten Welt aufwachsen können, wünscht sich Frau Neiber von der Schulgemeinde des Schwalmgymnasiums im Bezug auf Nachhaltigkeit vor allem mehr Unterstützung der AGs und dass jeder einzelne versucht, etwas nachhaltiger zu handeln.
Denn wenn wir alle an einem Strang ziehen, nachhaltig handeln und dabei ein kleines Stück zur Umsetzung der SDGs beitragen, können wir gemeinsam eine positive Zukunft gestalten.