Am Dienstag, dem 11. Juni 2019, begaben sich die Demokratie-AG unter der Leitung von Frau Hellmig und die Geschichts-AG unter der Leitung von Frau Meschede in die Treysaer Innenstadt, um die dort verlegten Stolpersteine zu säubern und an die, zum Teil ihr ganzes Leben in Treysa lebenden, jüdischen Familien zu erinnern. Es unterstützen auch einige Mitglieder der SV. Frau Böttcher-Hellmigs Gruppe übernahm die Familien Moses, Schwalm und Höxter. An jeder Gedenkstelle wurden Rosen neben den Stolpersteinen abgelegt und die Steine mit einem Lappen gereinigt.
Hier ein kleiner Einblick in das Leben der jüdischen Familien.
- Familie Moses
Am Kirchplatz 8 lebten Clothilde und Moritz Moses. Moritz war Viehhändler. 1933 lief eine Anklage gegen ihn, er habe ein arisches Mädchen geschändet. Diese Anklage wure jedoch wegen fehlenden Beweisen fallen gelassen. Daraufhin wurde Moritz 1935 in Ziegenhain misshandelt und erschlagen. Der Täter, Ernst Hillebrecht, wurde zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach dem Tod ihres Mannes wurde Clothilde deportiert und in einem Konzentrationslager ermordet. Ernst Moses, das einzige Kind des Ehepaares, wuchs in Treysa auf, musste aber im Alter von 16 Jahren nach Palästina fliehen. Ernst Moses weigert sich jedoch bis zu seinem Tod, über seine Eltern zu reden.
- Familie Schwalm
Am heutigen Angel 11 wohnten Auguste und Milling Schwalm mit ihrer Cousine Jenny Schwalm. Auguste wurde 1892 geboren und galt nach dem Holocaust als verschollen, da niemand etwas über ihre Deportation oder ihren Tod wusste. Der im Jahre 1898 geborene Milling Schwalm besuchte von 1909 bis 1915 das heutige Schwalmgymnasium. Er kam 1942 im Konzentrationslager Majdanek um. Ihre Cousine Jenni Schwalm wurde 1888 geboren. Sie lebte lange in Treysa, bis sie 1930 mit ihrem Bruder Maximilian auswanderte. Im Kassel wurden sie jedoch aufgegriffen und ins Konzentrationslager Riga deportiert. Dort kam Jenny dann auch einige Jahre später um.
- Familie Höxter
Der im Jahre 1862 geborene Abraham Höxter wohnte mit seiner Frau Margarete Höxter und deren gemeinsamen Sohn Julius Werner Höxter in der damaligen Bahnhofstraße 12 (heute 27). Abraham war Tierarzt und behandelte sogar auch nach 1933 noch Tiere, als die Klauenseuche grassierte. Unter der Anklage, er sei für die Krankheit und den Tod vieler Tiere in Zusammenhang mit der umgehenden Seuche, wurde er auf dem Marktplatz angeprangert. 1943 starb er im Konzentrationslager Theresienstadt. Seine Frau kam ebenfalls dort um. Ihr gemeinsamer Sohn Julius Werner Höxter wurde 1907 geboren und besuchte das heutige Schwalmgymnasium ab 1916. Er schaffte sogar sein Abitur dort in 1924. Julius Werner Höxter wanderte 1935 nach Palästiner aus, da er aus Treysa vertrieben wurde. 1975 starb er in der Schweiz.
Hier noch ein Bild der Stolpersteine der Familie Mathias.
VON LARISSA SCHÄFER