Mein Auslandsjahr in Kanada | Erfahrungsbericht

Vorbereitung

Zuallererst sucht man sich eine Organisation heraus, mit welcher man reisen will. Dafür gibt es diverse Internetportale. Danach kannst du einfach bei deiner gewünschten Organisation anrufen und dich über alles mögliche informieren und Fragen klären. Nach dem Telefonat solltest du dich bewerben. Die Bewerbung solltest du bei jeder Organisation auf der Internetseite finden. Wenn du diese abgeschickt und du einen Platz in der Liste der Bewerber bekommen hast, bekommst du einen Test zugesendet, welcher deine Englischkenntnisse prüft. Diese müssen jedoch nicht überragend gut sein, da der Test wirklich sehr einfach ist. Ungefähr 3 Wochen nach dem Test bekam ich eine Rückmeldung, wurde angenommen und auf ein Vorbereitungstreffen der Organisation eingeladen. Auf diesem Treffen werden letzte Fragen geklärt und du lernt andere „Exchange Students“ kennen. Danach werden nur noch die Koffer gepackt und dann geht es schon los.

Erfahrungsbericht

Die erste Zeit:

Die erste Zeit würde ich als „Eingewöhnung“ bezeichnen, wobei die Länge dieser Zeit sehr auf dich selbst ankommt. Speziell in der ersten Woche machte ich sehr viel mit meiner Gastfamilie, da ich noch eine Woche frei hatte, bevor es für mich in die Schule ging. Das hat mir schon einmal sehr geholfen, mich ein bisschen einzuleben. Bis ich mich wirklich eingewöhnt und ich alles erst einmal realisiert habe und mein Alltag langsam zur Normalität wurde, ist ungefähr 1 Monat vergangen. Ich habe mich auch mit anderen „Exchange Students“ unterhalten und fast alle redeten über den gleichen Zeitraum. Für mich war diese erste Zeit immer die, vor der ich am meisten Respekt hatte, da man nun einmal noch keinen kennt und ziemlich auf sich allein gestellt ist. Ich für meinen Teil habe mir zum Beispiel simple Fragen gestellt, wie „Was mach ich denn dann den ganzen Tag, wenn ich niemanden kenne?„. Diese Frage konnte ich mir schon nach den ersten 3 Tagen beantworten. Vor meiner Reise konnte ich mir nämlich nicht vorstellen, dass man wirklich einen neuen Alltag lebt. Ich meine, wie soll man sich das auch vorstellen, denn mit einer Urlaubsreise ist das nicht zu vergleichen. Im Urlaub lebt man ja keinen „normalen“ Alltag, sondern man macht nun einmal Urlaub. Im Auslandsjahr ist das anders. Das merkte ich, wie schon erwähnt, nach den ersten 3 Tagen. Es fühlte sich zu dieser Zeit schon wie ein neues Leben an und nicht wie eine Reise oder Änliches und das hat auch meine Frage „Was mache ich denn dann den ganzen Tag?“ beantwortet. Man lebt einfach einen komplett neuen Alltag und das Beste ist, du kannst diesen komplett neu kreieren. Natürlich ist man immer noch an Sachen wie Schule gebunden, dennoch kannst du dir einfach ein komplett neues Leben aufbauen und dich sozusagen neu erfinden. Besonders in dieser ersten Zeit habe ich sehr viele neue Dinge über mich selbst gelernt, da man sich logischerweise einfach sehr viel mit sich selbst und seinen Gedanken beschäftigt.  Außerdem wird man so viel selbständiger und selbstbewusster, da man die Leute anspricht  und sich auch in der Schule mehr und mehr zurecht findet und das alles auf Englisch. All diese Erfahrungen speziell im ersten Monat haben mir und auch vielen anderen einfach sehr viel gebracht. Auch noch zu erwähnen ist, dass man einfach viel offener für Neues wird, da man in eine komplett neue Kultur eintaucht und wenn man das alles auf sich wirken lässt, dann merkt man schnell, dass man auch in anderen Bereichen im Leben viel offener und vielseitiger denkt.

Highschool:

Das Schulsystem in Kanada/USA ist nicht mit dem deutschen zu vergleichen, da es zum einem ein ganzes Stück entspannter ist und zum anderen deine persönlichen Fähigkeiten viel mehr fördert. Die Schulen bieten nämlich unzählige Clubs und Teams an, welche deine Stärken und den „schoolspirit“ enorm verbessern.

Meine Schule hat immer um 9 Uhr morgens begonnen und ging bis um 15 Uhr. Im Normalfall hat man jeden Tag die gleichen Fächer, diese verändern sich immer nur pro Halbjahr. Diese 4 Fächer bestehen aus 2 Pflichtfächern und 2 Fächern, die du frei wählen kannst. Ein Pflichtfach wäre zum Beispiel Mathe und ein Wahlfach wäre zum Beispiel Kochen. So kannst du dir mehr oder weniger deinen eigenen Stundenplan zusammenstellen. Außerdem ist die Beziehung zwischen Schülern und Lehreren viel lockerer, da diese sehr locker und freundschaftlich auf dich zugehen und eine weniger streng autoritäre Stellung besitzen. Zusammengefasst ist das Schulsystem in Kanada/USA einfach viel moderner als in Deutschland und viel individueller auf den Schüler und seine Wünsche angepasst.

Menschen/Lifestyle:

Als ich nach Kanada ging, konnte ich mir nicht viel unter dem kanadischen Lifestyle vorstellen. Als ich dann aber da war, wurden mir einige Unterschiede klar. Die Menschen waren sehr freundlich! Selbst die Kassierer/innen in Supermärkten fragten dich, wie dein Tag war und was du heute noch so vor hast. So etwas bereichert deinen Alltag sehr, da du dadurch einfach viel besser gelaunt bist. Die Leute wirkten insgesamt nicht so gestresst und eher gelassen, was mir in der Schule aber auch außerhalb aufgefallen ist. Ich bin mir sicher, das kommt einfach nur davon, dass die Leute sich nicht so einen Stress machen müssen. Zum Beispiel, wie schon erwähnt, die Schule ist nicht einmal im Ansatz so anstrengend wie in Deutschland. Insgesamt sind die Leute einfach freundlicher und zuvorkommender und das macht dich selbst natürlich auch fröhlicher.

Abschied:

5 Monate auf der anderen Seite der Welt und dann einfach „Tschüss“ sagen, das ist nicht leicht. Nach 5 Monaten hat man natürlich all seine Freunde und seine Gastfamilie ins Herz geschlossen und es ist sehr schwer, dann einfach zu gehen. Man hat sich sein eigenes Leben aufgebaut und muss dies dann einfach verlassen. Man kann nicht mehr dazu sagen, als dass es schwer und traurig ist. Als ich wieder nach Deutschland kam, war es auch nicht viel leichter als der Abschied zuvor. Es dauerte relativ lange, bis ich wirklich in Deutschland angekommen bin. Die erste Zeit wieder Zuhause war ziemlich schwer, aber natürlich auch echt schön. Man freut sich natürlich, dass man alle wiedersieht. Dennoch ist der Abschied trotzdem noch im Hinterkopf und alles kommt einem irgendwie nicht wirklich real vor. Bis man das alles verarbeitet hat, dauert es, aber diese Zeit geht auch vorbei. Für mich war es auch ganz und gar nicht leicht, einfach in Deutschland weiter zu machen, dennoch hat es irgendwie funktioniert und egal wie komisch es für einen ist, wieder zurück Zuhause zu sein oder wie schwer einem auch der Abschied gefallen ist, sollte man immer im Hinterkopf haben, dass man Erfahrungen gemacht hat, die einem keiner nehmen kann.

Fazit

Ich würde jedem, der die Chance dazu hat, ein Auslandsjahr ans Herz legen, da man Erfahrungen macht und Erkenntnisse gewinnt, die dir keiner nehmen kann und egal ob gute oder vielleicht auch nicht so gute Erfahrungen, jede Erfahrung, die du sammelst, bringt dich weiter. Das Wichtigste bei der ganzen Sache ist, dass Angst nicht deine Entscheidung beeinflussen soll. Denn wenn du die Möglichkeit und natürlich auch die Lust hast, ein Auslandsjahr zu machen, und es nur nicht machst, weil du Angst hast, bin ich mir ziemlich sicher, dass du dies bereuen würdest.

VON DAVID STIEBLER

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